Die furiose Rückkehr des Benedict Wells – Hard Land

Nie wird es wieder so sein, wie es einmal war.

Im letzten Jahr verzückte der Autor Benedict Wells noch sein Lesepublikum in Regensburg mit seiner Anwesenheit. Der Verein „Regensburg liest ein Buch“ organisierte verschiedenste Veranstaltungen rund um seinen Roman “Vom Ende der Einsamkeit“. Seit Ende Februar liegt nun sein neuestes Werk „Hard Land“ in den Buchhandlungen und stürmt erneut die Bestsellerlisten.

„In diesem Sommer verliebte ich mich und meine Mutter starb.“

Mit diesem ersten Satz führt er uns zurück in das Jahr 1985, in jene Zeit, in der „Zurück in die Zukunft“ für Schlangen vor den Kinos sorgte, Billy Idols „Dancing with myself“ den Äther beherrschte und Handys noch „Science Fiction“ waren.

Der Ort: Eine verschlafene fiktive Kleinstadt in Missouri, die durch die Schließung der nahen Textilfabrik zum Sterben verdammt ist.

Die Hauptfigur: Der stille fünfzehnjährige Sam, der sehr unter der Tumorerkrankung seiner Mutter und der Verschlossenheit des Vaters leidet, und dessen Aushilfsjob im örtlichen Kino zu Beginn der großen Ferien zur Initialzündung wird für einen schicksalhaften Sommer, nachdem nie wieder alles so sein wird wie es einmal war. Dort schließt er Freundschaft mit den außergewöhnlichen Charakteren Cameron, Brandon und Kirstie und durchlebt mit Ihnen das Ende der Kindheit mit all seinen prägenden Facetten.

„Kindsein ist wie einen Ball hochwerfen. Erwachsenwerden ist, wenn er wieder herunterfällt.“

Mit „Hard Land“ liefert Benedict Wells seine mitreißende Version einer Reifeprüfung und outet sich damit als großer Fan von Coming-of-Age-Geschichten.  „Ich wollte über einen Sommer der Jugend schreiben, den ich so nie hatte, aber gern erlebt hätte: in Amerika in den 80ern.“ sagte er in einem Interview mit dem “Börsenblatt“. Und seine große Sprachkunst findet die passenden Worte fern jeglichen Kitschs, die einem mit dem ersten Satz mitfühlend hineinsaugen in Sams Erwachsenenwerden und so manch Emotionen des eigenen letzten Sommer wiederaufleben lassen.

Genial webt er dazu den fiktiven Gedichtband „Hard Land“ elegant in die laufende Handlung und schafft damit Sätze für die Ewigkeit. Auch vor sensiblen Themen wie Rassismus und Homosexualität macht der Autor nicht Halt.

„Meine Erinnerung an diese Tage gleicht einem verbrannten Blatt Papier, von dem nur einige verkohlte Fetzen übriggeblieben sind.“

Sein neuester Roman ist nicht nur eine bloße Hommage an bekannte Eighties-Filme, sondern angesichts der ungebrochenen Serienflut der Streamingkanäle auch eine Hommage an das Kino schlechthin. Die Handlung kreist stetig um das örtliche Lichtspielhaus, in dem neben

„Zurück in die Zukunft“  noch Klassiker wie „American Graffiti“, „Blow Up“ und „Sie küssten und sie schlugen ihn“ zur Vorführung kommen. Im Anhang des Buches findet man zur Ergänzung noch einen Abspann und eine Playlist als Soundtrack.

Nicht nur die Erwähnung von Filmtiteln  macht „Hard Land“  zu  einer wahren Fundgrube. Dadurch dass Sams Schwarm Kirstie Romananfänge liebt, liefert Wells einen Kanon von Autoren, die gelesen werden sollten und somit genügend Anregungen für die Zeit nach der Jugend.

Viel Vergnügen!

TEXT: Ludwig Kellner

FOTO: https://www.diogenes.ch/leser/titel/benedict-wells/hard-land-9783257071481.html https://www.diogenes.ch/leser/autoren/w/benedict-wells.html

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