Lichtverschmutzung – das Unterschätzte und Unbekannte (Teil 2)

Lichtverschmutzung – ein recht unbekanntes Wort. Ein Thema, über das wenig bis gar nicht öffentlich berichtet und aufgeklärt wird. Jedoch stecken hinter diesem Wort, und den damit verbundenen Umständen massive Folgen für unser gesamtes Ökosystem. Schlafstörungen, Erschöpfungszustände bis hin zu Krankheiten. Ein kleiner Einblick in eine helle Nacht.

Dieser Artikel ist eine Fortsetzung des ersten Artikels „Lichtverschmutzung – das Unterschätzte und Unbekannte“, in dem ich unter anderem über die Folgen der Lichtverschmutzung auf Menschen und Tier eingegangen bin.

Lichtverschmutzung aus Sicht einer Hobbyastronomin

Zu diesem Thema habe ich mit Franzi gesprochen, Physikstudentin und Hobbyastronomin in Regensburg:

„Besonders interessante Deep-Sky-Objekte, also verschiedenste Nebel, Sternenhaufen und andere Galaxien sind von der Stadt aus kaum zu sehen. Das Band der Milchstraße habe ich hier noch nie erkennen können. Nur die hellsten Objekte kann man mit Teleskopen beobachten, die anderen Objekten wie zum Beispiel der Milchstraße kann man aber nur auf Fotos bewundern, aufgenommen in deutlich dunkleren Gegenden. Das kann aber kaum die Faszination ersetzen, die man verspürt, wenn man selbst unter dem funkelnden Sternenhimmel steht und vor lauter Sternen die Sternbilder gar nicht mehr erkennen kann. Auch von diesem Gefühl, wie klein man gegenüber der Größe des Weltalls ist, wenn man über sich am Firmament das Band der Milchstraße entdeckt, kann ich anderen Stadtbewohnern nur erzählen. Man kann dann nur hoffen, dass die Menschen mal wann anders in einer abgelegenen Gegend die Möglichkeit haben, den vollen Himmel zu genießen. Eigentlich wäre es aber natürlich deutlich schöner ihnen vor Ort die ganze Palette der vielfältigen spannenden Objekte zeigen zu können.“

Jetzt ist die Zeit, um anzugreifen

Im Sommer werden wieder unsagbar viele Insekten an falsch platzierten und eingestellten Straßenlaternen, Gartenbeleuchtungen, beleuchteten Reklamefenstern usw. ihren Tod finden. Auch in Regensburg gibt es vereinzelt Stellen, die nicht nur das Ökosystem ins Wanken bringen, sondern auch dem natürlichen Organismus des Menschen widerspricht und schlichtweg unnötige Energie verbrauchen. Für nachtaktive Lebewesen führt der Lichtsmog zu dramatischen Folgen. Sie werden nicht nur in ihren nächtlichen Aktivitäten gestört (Bestäubung, Fortpflanzung, Futtersuche), durch das grelle Licht geblendet, verdrängt, abgelenkt und irritiert, es kommt zudem auch zu Verhaltensänderungen, Verschiebungen von Räuber-Beutebeziehungen, Dezimierung von Lebensräumen und/oder Beständen. Hält das künstliche Licht die nachtaktiven Insekten vom Bestäuben ab, ist letztendlich unser gesamtes Ökosystem bedroht. Die tagaktiven Insekten können dieses Defizit nicht kompensieren. Die Folge: Weniger Nahrungsangebot für alle Tierarten und Reduzierung der Artenvielfalt. Umfangreiche Ernteausfälle sind für uns Menschen die drohende Konsequenz. Viel zu oft führen diese unwürdigen Zustände auch zum Tod. Sie sterben an Erschöpfung durch Dauerumkreisung des Lichts, verbrennen durch die Strahlwärme oder fallen angelockten Fressfeinden zum Opfer.

Das dies nicht die einzigen betroffenen Bereiche sind, ist, denke ich, nun selbsterklärend. Vögel, Fledermäuse und weitere Tierarten sind unmittelbar davon betroffen. Im Sommer stellt man bei genauerem Hinsehen zudem fest, dass sich nahezu an jeder Straßenbeleuchtung Spinnennetze befinden. Das Sterben durch angelockte Fressfeinde, die selbst mit dem Wegfall des Tag-/Nacht-Rhythmus kämpfen, ist die Folge.

Und solche Orte gibt es in Regensburg? Und wie! Ich denke dabei beispielsweise an das relativ neu erbaute Marina Forum mit einem stark durch weißes Licht versorgten Innenhof, an eine Nibelungenbrücke mit 71 Straßenlaternen, an eine in der Nacht hell erleuchtete RT Halle, an den 24 Stunden beleuchteten Parkplatz der Uni Regensburg, der in der Nacht, auf Grund der Helligkeit, einem Flughafen Konkurrenz macht und an eine auffallend stark beleuchtete Armin Wolf Arena, dessen Beleuchtung die der Denkmäler bei weitem toppt.

Welche Auswirkungen das für die Menschen in Wohngebieten wie dem Marianforum hat, wurde oben schon kurz erwähnt. Wie auf den Bildern zu erkennen ist, ist es nicht mehr möglich, mit hochgelassenen Jalousien schlafen zu können, da die Außenbeleuchtung mit ihren weißen Lichtern die Helligkeit eines Tages widerspiegelt. Neben Schlafstörungen und Erschöpfungszustände wird der Tag-/ Nacht Rhythmus schlichtweg zerstört!

Regensburg bei Nacht

Der ewige Konflikt mit der Sicherheit

Es ist nicht zu leugnen, dass die Sicherheit durch die Dunkelheit verringert wird. Es gibt mittlerweile jedoch technische Maßnahmen, die die nächtliche Beleuchtung reduzieren, ohne dabei die Sicherheit zu gefährden. Zum Beispiel Straßenlaternen, die ausschließlich nach unten gerichtet sind oder das einsetzten von Bewegungsmeldern, könnte nicht nur Energie einsparen, sondern auch den Lichtsmog verringern. Natürlich muss im Einzelnen diskutiert werden, ob eine dauerhaft beleuchtete oder eine frequenziell beleuchtete Straße an gewissen Stellen sinnvoller und weniger störend für Anwohner und Tierwelt ist.

Ein im Januar 2020 vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) herausgebrachter Leitfäden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen , der die Anforderungen an eine nachhaltige Außenbeleuchtung nach neustem wissenschaftlichen Kenntnisstand in Kombination mit der Gesetzeslage in Deutschland sehr umfassend darlegt, geht hierbei unter anderem auch auf das Thema Sicherheit durch Licht ein.

Schaufenster und Werbung

Viele Schaufenster werden nachts oft durchgehend beleuchtet. Es ist nicht zu leugnen: abends durch unsere schöne Altstadt zu schlendern, vor Schaufenstern stehen zu bleiben und einfach das Altstadtflair zu genießen, ist für viele etwas, was einfach zu Regensburg dazugehört. Jedoch muss auch hier über Alternativen/Kompromisse nachgedacht werden. Viele nutzen schon Zeitschalter, viele jedoch auch noch nicht.  Wie stark muss die Beleuchtung denn tatsächlich sein? In welche Richtung zeigt der Beleuchtung? Strahlt das Licht auch nach außen ab? Welche Farbe hat meine Beleuchtung? Das sind Fragen, mit denen sich jeder Ladenbesitzer auseinandersetzten sollte, um Lichtsmog zu verringern.

Vor allem in der aktuellen Situation und den damit verbundenen Sperrstunden macht es vielerorts keinen Sinn, Schaufenster und Werbeflächen dauerhaft beziehungsweise bis tief in die Nacht beleuchtet zu lassen.

Nächste Aktion? Earth Hour!

Am Samstag den 27. März findet von 20:30 Uhr – 21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit die sogenannte „Earth Hour“ statt. Hierbei handelt es sich um eine regelmäßig stattfindende Klima- und Umweltschutzaktion, die der WWF ursprünglich initiiert hat. Warum? Die Idee ist, dass einmal im Jahr Millionen von Menschen auf der ganzen Welt für eine Stunde das Licht ausschalten. Städte können sich mit beteiligen und beispielsweise die Beleuchtungen des Rathauses, der Kirchen oder auch anderen Sehenswürdigkeiten für eine Stunde abschalten. Wie kann sich jeder beteiligen? Schaltet für diese eine Stunde eure Beleuchtungen aus und dafür beispielsweise Kerzen an. Setzt ein Zeichen und postet dies, wenn möglich, auf den sozialen Medien unter dem Hashtag #earthhour.

Mehr Informationen zur Earth Hour und zu den Teilnahmebedingungen .

Weitere Lösungsansätze und Informationen zum Thema finden Sie unter:

Ein großer Dank geht an Franzi, die mir die den Großteil der Bilder zur Verfügung gestellt hat!

Fotos und Text Elisabeth Hockemeyer


 

https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript543.pdf

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